21.07.2025
Spezial: Leitfaden für E-Auto-Besitzer zum Thema digitale Privatsphäre
Elektrofahrzeuge (EVs) revolutionieren die Automobilindustrie und bieten umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Über ihre offensichtlichen Vorteile hinaus verfügen moderne EVs jedoch auch über fortschrittliche Konnektivitätsfunktionen, mit denen sie große Datenmengen sammeln und übertragen. Diese Vernetzung wirft erhebliche Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit auf, insbesondere wenn es um den Schutz sensibler Daten und die Gewährleistung der Fahrzeugsicherheit geht. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den Datenproblemen befassen, die sich durch Elektro- und vernetzte Fahrzeuge ergeben, die Risiken für die Cybersicherheit untersuchen und Vorschläge unterbreiten, wie sowohl Hersteller als auch Nutzer diese Risiken mindern können.

Der Aufstieg des vernetzten Fahrzeugs
In den letzten Jahren hat sich die Automobilindustrie das Konzept des „vernetzten Fahrzeugs” zu eigen gemacht. Durch hochentwickelte Bordsysteme sind Elektrofahrzeuge nun in der Lage, Daten in Echtzeit zu sammeln, zu analysieren und weiterzugeben. EVs können eine Vielzahl von Datenpunkten abrufen, darunter
- Fahrzeugzustand und Diagnose: Batterieleistung, Bremszustand und Sensorwarnungen.
- Standortdaten: GPS-Koordinaten, Fahrstrecken und Geschwindigkeit.
- Fahrverhalten: Beschleunigungsmuster, Bremsgewohnheiten und sogar die Häufigkeit der Verwendung bestimmter Bedienelemente.
- Umgebungsbedingungen: Außentemperaturen, Straßenverhältnisse und Wetterbedingungen.
- Live-Video- und Kameraübertragungen: Viele Elektrofahrzeuge verfügen über integrierte Kameras und Sensoren, die Videoübertragungen in Echtzeit aufzeichnen können.
- Informationen zu den Insassen: In einigen Fällen können Elektrofahrzeuge sogar über Bluetooth-Verbindungen zu Smartphones oder anderen Geräten verfolgen, welche Insassen sich im Fahrzeug befinden.
Dieses Maß an Konnektivität ermöglicht zwar ein personalisierteres und effizienteres Fahrerlebnis, schafft aber auch neue Schwachstellen. Da so viele Datenpunkte erfasst und übertragen werden, sind Elektrofahrzeuge ein bevorzugtes Ziel für Cyberangriffe.
Cybersicherheitsbedrohungen für Elektrofahrzeuge
Aufgrund ihrer Komplexität und Vernetzung sind Elektrofahrzeuge einer Vielzahl von Cyberbedrohungen ausgesetzt. Zu den dringendsten Cybersicherheitsrisiken zählen:
Fernsteuerung und -übernahme
Eines der alarmierendsten Risiken für vernetzte Fahrzeuge ist die Möglichkeit der Fernsteuerung. Im Jahr 2015 demonstrierten Forscher auf vielbeachtete Weise, dass es möglich ist, einen Jeep Cherokee aus der Ferne zu hacken und über Schwachstellen im Infotainment-System die Kontrolle über Lenkung, Bremsen und Getriebe des Fahrzeugs zu übernehmen. Ähnliche Risiken bestehen auch für Elektrofahrzeuge. Hacker könnten Schwachstellen in der Fahrzeugsoftware oder den Kommunikationssystemen ausnutzen, um die Kontrolle zu übernehmen, was zu gefährlichen Situationen führen könnte.
Datendiebstahl und Datenschutzverletzungen
Elektrofahrzeuge sammeln eine Fülle sensibler personenbezogener Daten, die für Hacker eine Goldgrube sein könnten. Durch den Zugriff auf das Fahrzeugsystem könnten Cyberkriminelle Standortdaten, Fahrmuster oder sogar persönliche Informationen über den Fahrer und die Insassen stehlen. Diese Daten könnten dann im Dark Web verkauft oder für gezielte Phishing-Angriffe verwendet werden.
Sicherheit für Elektrofahrzeuge: Best Practices
Die Risiken sind zwar erheblich, aber sowohl Hersteller als auch Nutzer können Maßnahmen ergreifen, um die Cybersicherheit von Elektrofahrzeugen zu verbessern. Im Folgenden finden Sie einige Best Practices zur Gewährleistung der Datensicherheit in vernetzten Elektrofahrzeugen:
End-to-End-Verschlüsselung
Die Verschlüsselung aller Daten, die zum und vom Fahrzeug übertragen werden, ist entscheidend für die Verhinderung von Cyberangriffen. Dadurch wird sichergestellt, dass selbst wenn Daten abgefangen werden, sie nicht einfach entschlüsselt werden können. Fahrzeughersteller sollten starke Verschlüsselungsstandards wie AES-256 implementieren, um sowohl Daten während der Übertragung als auch im Ruhezustand zu schützen.
Verwendung eines VPN
Nutzer, die ihre mobilen Geräte mit dem Fahrzeug verbinden oder unterwegs über öffentliche Netzwerke (z. B. an Ladestationen oder in Cafés) auf Fahrzeugdaten oder Herstellerdienste zugreifen, sollten ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) nutzen. Ein VPN verschlüsselt den Datenverkehr zwischen dem Gerät und dem Internet, was das Risiko von Abhörversuchen oder Datenmanipulation durch Dritte erheblich reduziert.
Regelmäßige Software-Updates
Die Aktualisierung der Fahrzeugsoftware ist eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Cyberangriffen. Automobilhersteller sollten ein Over-the-Air-Update-System (OTA) einführen, mit dem Fahrzeuge Sicherheitspatches und Software-Upgrades aus der Ferne erhalten können. So wird sichergestellt, dass Schwachstellen umgehend behoben werden, ohne dass ein Besuch in einer Werkstatt erforderlich ist.
Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)
Die Implementierung einer Multi-Faktor-Authentifizierung für den Fernzugriff auf die Fahrzeugsysteme sorgt für zusätzliche Sicherheit. Dazu könnte eine zweite Authentifizierungsmethode erforderlich sein, beispielsweise ein Einmalpasswort, das an das Smartphone des Fahrers gesendet wird, bevor der Fernzugriff auf das Fahrzeug gewährt wird.
Benutzerschulung
Die Aufklärung der Nutzer über die Bedeutung der Cybersicherheit ist ein weiterer wichtiger Faktor. Fahrer sollten sich der Risiken bewusst sein, die mit der Nutzung öffentlicher Ladestationen, dem Anschließen persönlicher Geräte an das Fahrzeug und dem Herunterladen von Anwendungen von Drittanbietern verbunden sind. Hersteller können den Nutzern bewährte Verfahren zur Aufrechterhaltung der Sicherheit ihres Elektrofahrzeugs zur Verfügung stellen.