12.12.2024
Probefahrten, Schulungen, Simulationen und Co.: Wie gelingt Logistikern der optimale Einstieg in die Elektromobilität?
- Ein Gastbeitrag von Dennis Nonnenkamp, Team Manager Key Account und Consulting bei der M3E GmbH -
Die Logistikbranche steht vor einer entscheidenden Wende: Der Umstieg auf Elektro-Lkw ist nicht länger nur eine Vision, sondern eine Notwendigkeit, um den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Effizienz gerecht zu werden (- so u.a. erst kürzlich das DIW).
Doch der Weg in die Elektromobilität wirft viele Fragen auf: Welche Technologien sind für das eigene Unternehmen geeignet? Wie lassen sich Mitarbeitende einbinden? Und welcher Ansatz bietet den besten Einstieg?
Ob Probefahrten beim Hersteller, Schulungen in Trainingszentren, virtuelle Simulationen oder praxisnahe Testangebote vor Ort – die Möglichkeiten sind vielfältig. Dieser Artikel gibt einen Überblick und hilft Unternehmen, die passende Lösung zu finden.

Fahrzeuge direkt beim OEM erleben
Viele Hersteller ermöglichen potenziellen Kunden, Elektro-Lkw durch Probefahrten und Vorführungen kennenzulernen. Diese Veranstaltungen finden häufig in Testzentren, bei Roadshows in größeren Städten oder direkt beim Hersteller statt. Beispiele dafür sind:
- Probefahrtprogramme, bei denen Kunden die Fahrzeuge testen und deren Technik sowie Fahrgefühl erleben können.
- Werksbesichtigungen, die Einblicke in die Produktion und Technologie der Elektro-Lkw bieten.
- Regionale Roadshows, bei denen Fahrzeuge in verschiedenen Regionen vorgestellt werden, um den Zugang zu erleichtern.
Einige Hersteller gehen noch weiter und bieten an, direkt zu Großkunden zu kommen, um Fahrzeuge vor Ort zu präsentieren. Solche maßgeschneiderten Vorführungen umfassen oft Probefahrten, technische Einweisungen und Beratungen zu den spezifischen Anforderungen des Unternehmens. Allerdings bleibt der Fokus hierbei meist auf größeren Unternehmen, da sich der Aufwand nur dort lohnt.
Virtuelle Simulationen und digitale Tools
Virtuelle Technologien bieten eine kosteneffiziente und flexible Möglichkeit, den Einstieg in die Elektromobilität zu erleichtern. Sie ermöglichen es Unternehmen, den Umgang mit Elektro-Lkw zu erlernen und erste Prozesse zu optimieren, ohne direkt reale Ressourcen bereitzustellen. Zu den typischen Angeboten zählen:
- Virtuelle Schulungen und Trainings, die Mitarbeitenden den sicheren Umgang mit Elektro-Lkw näherbringen. Fahrer:innen können Fahrtechniken und den Betrieb der Fahrzeuge kennenlernen, während technisches Personal Wartung und Reparaturen übt.
- Simulierte Einsatzszenarien, die es ermöglichen, den Betrieb der Fahrzeuge unter unterschiedlichen Bedingungen wie Wetter und Topografie virtuell zu testen.
Diese Programme eignen sich besonders für den Einstieg, um Grundlagen zu schaffen und Berührungsängste abzubauen.
Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, an wissenschaftlich begleiteten Projekten teilzunehmen. Diese Kooperationen werden auch vom Bund gefördert und sind ideal, um neue Technologien praxisnah zu testen und innovative Lösungen zu entwickeln. Unternehmen profitieren insbesondere von:
- Wissenschaftlicher Expertise, die bei der Analyse von Praxistauglichkeit und Wirtschaftlichkeit unterstützt.
- Innovationsmöglichkeiten, durch die frühzeitiger Zugang zu Pilotprojekten und neuen Technologien entsteht.
- Individueller Anpassung, bei der die spezifischen Anforderungen des Unternehmens berücksichtigt werden.
Solche Partnerschaften richten sich jedoch vor allem an große Logistikunternehmen, die über die nötigen Ressourcen verfügen, aktiv an diesen Projekten mitzuwirken. Für kleinere Unternehmen gibt es zunehmend niedrigschwellige Initiativen, die jedoch oft weniger umfassend sind.
Weiterbildungen in Schulungs- und Trainingszentren
Schulungs- und Trainingszentren bieten umfassende Programme, um Fahrpersonal und Techniker:innen für den Einsatz von Elektro-Lkw zu qualifizieren. Inhalte umfassen:
- Fahrerschulungen, die Fahrtechniken und spezifische Anforderungen für Elektro-Lkw vermitteln.
- Technikerschulungen, die sich auf Wartung und Reparatur von Hochvoltsystemen spezialisieren.
- Sicherheitstrainings, die den sicheren Umgang mit Hochvoltsystemen gewährleisten.
Diese Angebote sind langfristig angelegt und kostenintensiv. Sie eignen sich vor allem für Unternehmen, die bereits in die Elektromobilität eingestiegen sind und ihre Mitarbeitenden für den langfristigen Einsatz qualifizieren möchten.
Praktische Testangebote vor Ort: Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag erleben
Praktische Testangebote vor Ort sind eine flexible Möglichkeit für Unternehmen aller Größen, herstellerneutral Elektro-Lkw direkt im eigenen Arbeitsalltag zu erleben. Diese Programme ermöglichen es, Fahrzeuge im realen Betrieb zu testen und erste Erfahrungen zu sammeln. Beispiele sind:
- Schnuppertage vor Ort, bei denen Unternehmen Elektro-Lkw auf ihrem Betriebshof kennenlernen können. Präsentationen, Probefahrten und eine erste Analyse des Fuhrparks zeigen mögliche Ansätze für die Elektrifizierung auf.
- Langzeit-Tests im Realbetrieb, bei denen Unternehmen die Fahrzeuge über einen bestimmten Zeitraum testen und die Ergebnisse systematisch auswerten können.
Programme wie der M3E Sustainable Truck Trial oder die M3E Sustainable Fleet Experience kombinieren diese Tests mit individueller Beratung zu Ladeinfrastruktur, Fördermöglichkeiten und Betriebskosten. Sie machen Elektromobilität greifbar und erleichtern den Einstieg, indem sie Theorie und Praxis optimal verbinden.
Fazit: Der richtige Einstieg in die Elektromobilität
Der Einstieg in die Elektromobilität erfordert eine strukturierte Herangehensweise, die je nach Unternehmensgröße und Ressourcen variiert. Probefahrten und Präsentationen bei OEMs sind ein guter erster Schritt, bleiben jedoch oft auf kontrollierte Bedingungen und naturgemäß auf einen Hersteller beschränkt. Virtuelle Simulationen und Schulungen sind flexibel und kostengünstig, liefern jedoch keine realen Erfahrungen, da ihnen der Praxisbezug fehlt. Kooperationen und Schulungen sind langfristig sinnvoll, aber meist teuer und ressourcenintensiv.
Praktische Testangebote vor Ort bieten hingegen eine einfache, praxisnahe Möglichkeit für Unternehmen jeder Größe. Sie kombinieren reale Erfahrungen mit strategischer Beratung und schaffen eine fundierte, herstellerunabhängige Entscheidungsgrundlage. Besonders für kleinere Unternehmen sind diese Angebote ideal, da sie flexibel gestaltet werden können und den Einstieg in die Elektromobilität niedrigschwellig sowie direkt auf dem eigenen Betriebshof ermöglichen. Kombiniert mit ergänzenden Maßnahmen wie Schulungen oder Kooperationen bieten sie eine solide Basis, um Elektromobilität erfolgreich zu integrieren.